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Die Saarschleife von Thomas G.

 

Wie bei vielen, die unser Hobby teilen, war es bei mir ähnlich. Bin in den Keller gegangen und hab irgendwas gesucht. Was, weiß ich bis heute nicht mehr. Jedenfalls bin ich auf einen Karton gestoßen auf dem „Carrera“ stand. Der lange vergessene Karton aus meinen Kindertagen. Als ich ihn aufgemacht hab, stieß mir gleich dieser Geruch in die Nase. Wer den Animationsfilm „Ratatouille“ kennt, kennt auch die Szene, in dem der Restaurant-Tester beim Verzehr dieses Gerichtes ein Flashback bekommt und daran denkt, wie es in seiner Kindheit war, als er das bei seiner Mutter aß. Ähnlich war es bei mir. Der Geruch hat mich in meine Kindheit zurück versetzt. Aber auch an die Erinnerung, daß es immer nur eine „8“ war, man etwas größeres wollte, man es aber nicht bekam. So blieb einem lediglich, im Karstadt vorm Regal zu stehen und sich die Sachen wenigstens anzukucken. In dem Karton war sogenanntes Standard-Material. Kurve0, Steilkurve1, Standardgeraden. Aber auch 8 Kurve1. An Fahrzeugen war doch tatsächlich ein noch ansehnlicher Capri Turbo und ein JägermeisterBMW. Hab das dann mal schnell auf dem Boden aufgebaut und es funktionierte. Zwar nicht zu meiner Zufriedenheit, aber es ging. Ich wusste, daß ich die Sachen erst mal sauber machen muss. Ich konnte mich nicht wirklich damit beschäftigen, weil man ja noch werktätig ist. Auf Arbeit erzählte ich meinen Fund unserem Hausmeister, der meinte, daß er auch noch einen Karton hat, den er nicht mehr bräuchte. Ich könnte das für nix haben. Ich dachte noch, jo, wird auch nur ein oder zwei Schienen sein. In dem Karton steckten weitere 8 Kurve1, eine völlig intakte Überfahrt, ein guter 3.0CSL BMW und ein sehr guter Jägermeister BMW. Ich freute mich. Idee war geboren. Auf dem Boden ist das nix, ich kauf mir ein paar Böcke, ein paar Verlegeplatten, etwas Rasenteppich und baue mir mal eine Bahn. Das hat dann so ausgesehen:

aller anfang ist schwer ...

Damit hatte ich auch schon das erste Problem. Auf genau der gegenüberliegenden Seite von der Stelle, wo der Trafo steht, bekamen die Autos keinen Saft mehr. Ich hatte keine Ahnung, was zu tun ist. Was macht man da heutzutage? Internetz an, Google an, Carrera Universal Forum eingeben. Dieses Google führte mich zu folgender Website: zum Carrera Universal Forum Anmelden, vorstellen, mein Problem geschildert. Die Resonanz war verblüffend. Das Problem, daß ich hatte, war gar keines. Das Zauberwort hieß „Zusatzeinspeisung“ Die tollen Leute aus dem Forum haben mich mit Tipps und Tricks zugeworfen. Ebay und Leute aus dem Forum haben mir dann noch zu weiterem Schienenmaterial versorgt, so daß meine Bahn wuchs und wuchs. Und sah dann so aus:

Wie man sieht, sind an einigen Stellen die Leitplanken schon den Randstreifen gewichen. So können die Wägelchen durch die Kurven driften und nicht an diesen Leitplanken dran lang rattern. Das Driften macht auch sehr viel mehr Spaß und die Autos bleiben auch heile, weil das Rattern ziemlich hässliche Dellen an den Autos machen kann. Nachdem Ebay und Freunde aus dem Forum mich mit Gebäudeteilen versorgt hatten, wuchs meine Bahn immer weiter an. Zumal jemand meinte, der Platz hinten auf dem Regal wäre verschenkt und ich solle doch einfach das Regal mit einbeziehen um so mehr Strecke generieren zu können. Das fand ich sehr gut und setzte es um. Außerdem fand ich es toll, daß ich die Zeit nicht nur mit diesem alten Rundenzähler messen konnte sondern einfach mal einen PC dran klemmen könnte. Das Know-How fand ich im Forum und unter der Seite www.ghairacer.de Dort ist die Software frei ladbar. Sehr geil ist, daß man einstellen kann, daß die Zeit per Sprachausgabe angesagt wird. So braucht man nicht ständig den Kopf zu heben und kann sich auf sein Fahrzeug konzentrieren. Also PC dranklemmen und ab geht die Luzi. Es sah dann so bei mir aus:

aller anfang ist schwer ...

Mein erstes Treffen mit Forums-Kollegen stand an. Ich fuhr nach Köln und nahm am sogenannten Raceweekend teil. Da wird Freitags bis Sonntags Rennen gefahren. Auch dort wurde ich wieder mit viel Wissen versorgt, was Autotuning und Technik anbelangt. Schnell sah ich, daß jeder solche Pistolenregler hatte und nicht mehr diese alten Daumendrücker. Ich probierte einen aus und fand sie gut. Dazu brauchte ich natürlich auch eine separate Anschlussbox, die mit Bananenstecker-Eingängen belegt sind. Ich trennte außerdem die Spuren, so daß jeder Slot mit einem Trafo befeuert wird. Es sind zwei 20Volt-Trafos 53711. Vor die Trafos hab ich noch Transistoren geklemmt. Die Elkos in den alten Trafos verlieren nach all den Jahren ihre Wirkung und mit den vorgeschalteten hab ich glatteren Strom, Funkenbildung unter den Kufen wird reduziert

Mein Drucker hatte auch ein bisschen was zu arbeiten. Ich erstellte Panorama-Hintergründe, die ich bei www.slotters.de gefunden hab. Ein bisschen ausgestalten hier und da, dann sah es so aus:

aller anfang ist schwer ...

Dann wurde Feinarbeit betrieben, die Stromversorgung für die Bahn, für die Gebäude, die mittlerweile beleuchtet waren, die Flutlichtmasten für die Nachtrennen und die Effekte wie Blitzlichtgewitter in der Tribühne wollten sauber getrennt sein. Der Pate meines jüngsten Sohnes und Freund, Andreas, half mir sehr tatkräftig. Wir schufen die Schaltzentrale:

Der Andreas hat aber nicht nur Stromtechnisch sondern auch Bahngestalterisch einiges drauf und brauchte mich auf die tollsten Ideen. Zum Beispiel ein aus Pappmasché, Farbe, Streuflock und Modelliergips bestehendes Diorama, daß eine Anhöhe zeigt, vom Rasthaus aus kommend:

aller anfang ist schwer ...

Oder Leute anschnorren, die an Diabetes leiden. Diese Spritzen (Pens) sind mit solchen Schutzkappen versehen. Schwarz angemalt und innen mit Silberpapier ausgekleidet sind das fantastische Scheinwerfer-Imitate. Einfach mal in eine Tribüne eingebaut: Von vorne sieht man die Verkabelung dann nicht mehr.

Ein weiteres Diorama: Aus zwei Steilkurven1 hat der Andreas ein Stück Steilkurven-Geschichte à la Nürburgring oder Monza gezaubert. Die Beschriftungen und Bemalungen sind Internetbildern geschuldet, die man von diesen Strecken kennt. Ist mit Holzstiften gemacht und kommt sehr authentisch rüber. Die Heuballen sind übrigens selbst hergestellt. Quader aus einem Schwamm für Autos geschnitten, mit Sprühkleber eingesprüht, mit Streuflock aus dem Modellbahnbereich bestreut. Zwei Kordeln drum rum und fertig sind die Heuballen. Sie gefallen mir einfach so viel besser als die originalen. Der „See“ ist mit Modellfarbe mit Aqua-Effekt gemacht. Auch er kommt sehr realistisch daher:

aller anfang ist schwer ...

Das letzte, was ich gemacht habe, war die original Stützen auszutauschen, Es musste was besseres her. Ich brauchte Vierkanthölzer: 14x14 mm genagelt und geleimt, geschraubt und gewinkelt. 4 mm HDF-Platte ausgesägt. Die Autos fahren jetzt bretthart über die erhöhten Stellen, was dem Fahrspaß noch einmal nach vorne bringt.

Ich bin mir noch nicht sicher, was als nächstes ansteht. Die Stelle unter dem Regal wird auf jeden Fall noch verkleidet und noch ordentlich mit Unterkonstruktion bestückt. Zwischendurch ist natürlich immer mal wieder Fahren dran. Meine schnellste Zeit hällt im moment ein Porsche935 mit 11.1 Sekunden. Er ist mit goldenem Bühler-Motor, Stahlachsen, Alufelgen und Ortmann-Reifen bestückt. Mein schnellstes Original-Auto ist ein BMW-M1, der nur mit Ortmännern ausgestattet ist. An diesem Fahrzeug ist aber auch der Schleifer penibel gesäubert, die Lötpunkte exakt gesetzt und die Reifen auf einer Reifenschleifmaschine geschliffen. Ausgebleit mit jeweils 5g Trimmgewichten. Der original schwarze Bühler wurde in Isopropanol aus der Apotheke gesäubert und mit einem Tröpfchen Öl gewartet. Man sieht, es braucht nicht unbedingt Achsen, Felgen, Rennmotoren um ein schnelles Uni-Auto zu haben.

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Letzte Aktualisierung der Webseiten: 24.05.2018 - 21:31 
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